
Seit mehr als fünf Jahrzehnten beschäftige ich mich nicht nur am grünen Tisch sondern auch weltweit in Archiven und auf internationalen Konferenzen mit Kontrolle der Biowaffen und ihrer Geschichte. Die scheint, nach meinem Eindruck, Anfang der 2000er zu Ende. Fake News hatten besagt, Saddam Hussein verfüge über biologische Kampfmittel und bereite sie für den Einsatz vor. Die USA überzogen seinen Staat deshalb mit einem mörderischen Krieg – fanden hernach aber keine Biowaffen. Das Time-Magazin bezeichnete diese Massenvernichtungsmittel daraufhin spöttisch als Massenverschwindungsmittel.
Völkerrechtlich war ihr militärischer Einsatz bereits seit 1925 verboten. Ein halbes Jahrhundert später folgte die Biowaffen-Konvention (die BWC), die Entwicklung, Produktion und Lagerung dieser Massenvernichtungswaffen verbietet. Das Abkommen enthält aber erhebliche Schwachstellen. Ich habe spätestens seit 1986 intensiv gemeinsam mit Kollegen aus aller Welt daran gearbeitet, diese Schwachstellen zu beseitigen. Darüber beriet ich 1995 unter anderem auch mit Colonell David R. Franz und seinen Wissenschaftlern, dem Kommandeur von USAMRIID, dem US Army Medical Reasearch Institute Infectious Diseases in Fort Detrick, Maryland.
Im Fort Detrick waren seit dem Zweiten Weltkrieg zunehmend intensiver Biowaffen entwickelt und produziert worden, auch anschließend im Kalten Krieg, bis Präsident Nixon das 1970 verbot und damit den Weg für die BWC eröffnete. Im USAMRIID soll – nach einer von KGB und dem Ostberliner Biologie-Professor Jakob Segal betriebenen Desinformations-kampagne – der AIDS-Erreger HIV konstruiert worden sein. Aber sicher stammen aus dieser Einrichtung die soge-nannten „Milzbrandbriefe“, mit denen zwei Jahrzehnte später Biopsychoterror betrieben wurde. Mit dem Einsatz von Milzbranderregern hatten die Deutschen 1915 begonnen (Nur gegen Menschen.pdf) und so – unbeabsichtigt - die biologische Rüstungsspirale in Gang gesetzt.
David Franz war übrigens bereit, zu einem der von mir veranstalteten Kühlungsborner Kolloquien zu kommen; eine Erkrankung (?) hinderte ihn daran. Seinen Vorgänger, Colonell David Huxsoll, traf ich auch mehrfach, zuerst 1986 in Genf auf einer Überprüfungskonferenz zur Biowaffenkonvention. Drei Jahre später löste er in mir die Idee für das Vaccines-for-Peace-Projekt aus. Das stellte ich unter anderem auch im USAMRIID vor, als das ganz oben gezeigte Foto entstand.